Der langjährige Dirigent - Wolfgang Erpenbeck

Von 1961 bis Juni 2015, also fast 54 (!) Jahre lang, leitete und prägte Wolfgang Erpenbeck das Essener Jugend-Symphonie-Orchester.

Wolfgang Erpenbeck wurde am 15. September 1930 in Gladbeck geboren. Nach dem Abitur studierte er an der Staatlichen Hochschule für Musik in Köln und an den Universitäten Bonn und Köln:

Schulmusik; Violoncello und Kammermusik bei Maurits Frank; Mitglied des Hochschulquartetts; Alte Musik bei Walter Gerwig; Chorarbeit bei Hermann Schroeder; Studium der Germanistik und der Musikwissenschaft (Karl Gustav Fellerer). Er war darüber hinaus langjähriger freier Mitarbeiter beim WDR Köln (u.a. Rundfunk-Sinfonie-Orchester). 1960 trat er in den Schuldienst in Essen ein und war von 1963 bis Ende 1994 Fachleiter für Musik an den Essener Bezirksseminaren für das Lehramt am Gymnasium. 1961 übernahm er die Leitung des Jugend-Symphonie-Orchesters und erhielt 1988 für seine Arbeit mit dem Jugend-Symphonie-Orchester Essen den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland. Darüber hinaus war er lange in der Werkgemeinschaft Musik tätig. Die Orchesterwoche in Ellwangen leitete er von 1968 bis 2002, die Kammermusiktage in Altenberg von 1976 bis 2001 und die Instrumentalwoche in Gemen von 1987 bis 2001. Nach seiner Pensionierung 1995 widmete er sich bis 2002 nach wie vor mit viel Engagement diesen Werkwochen und konzentrierte sich nun ganz besonders auf die Arbeit mit dem Jugend-Symphonie-Orchester bis er im Sommer 2015 die Leitung an Tobias Liedtke abgab.

,,Alles hat ja seine Zeit“

...wusste schon Sophokles im ,König Oedipus´. Und so hatte ich meine Zeit!

Nach fast 54 Jahren erfreulicher Zusammenarbeit mit Generationen engagierter Junginstrumentalisten setze ich nun einen Schlusspunkt. Ich habe Bereicherndes in Fülle erfahren und Beglückendes erlebt.

Musik hat mit der Entfaltung von Gedanken zu tun, die kompositorisch formuliert worden sind. Diese Sprache nach Herkunft, Form und Inhalt in grenz- und epochenüberschreitender Vielfalt mit Interessierten zwischen 11 und 24 Jahren verstehen zu lernen, war von Anfang an mein Bestreben. Dabei ging es darum, mich um eine Erschließungspraxis zu bemühen, die sowohl der Komposition als auch den Interpreten in angemessener Weise gerecht zu werden suchte, d.h. Augen und Ohren für Gestaltungsmittel und Ausdrucksbereiche zu schärfen und das Bewusstgewordene in Spielfertigkeit umzusetzen. Entsprechend konnte ich mich nie als Dirigent verstehen. Meine Rolle war die eines Geburtshelfers! Es galt, der Freude Raum zu schaffen, die Frucht eines ernsthaften Bemühens ist (Bergsteigereffekt) und die zur Vertiefung der persönlichen Erlebnisfähigkeit führen kann.

Ich war der Beschenkte! Mein Dank geht an sie alle: die Orchestermitglieder, deren Eltern und die Freunde unserer Arbeit.

Wolfgang Erpenbeck

Wolfgang Erpenbeck, der dieses Orchester 54 Jahre lang aufgebaut, geleitet und zur Größe gebracht hat, verstarb am 5. Oktober 2021 im Alter von 91 Jahren. Wir verabschieden uns von einem begeisternden Pädagogen, einem großartigen Musiker und einem wunderbaren Menschen, dem wir viel verdanken.